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Tatort Saxonia-Express

Ein Theaterabend ist es nicht. Wer sich nur unterhalten lassen will, ist fehl am Platz in diesem Zug. Der „Mord im Saxonia-Express“ klärt sich nicht von selbst auf.

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Von Petra Strutz

Dresden/Leipzig. Agatha Christie und Hercule Poirot hätten vermutlich gestaunt. Roter Teppich im Dresdner Hauptbahnhof, Mafia-Bosse, Leibesvisitationen, ein angekündigtes Verbrechen und auf einen Schlag 90 Ermittler in spé. Die Indizien: eine Leiche, zwei Patronenhülsen, ein Revolver, einige Briefe, eine Whisky-Flasche. Und nach knapp anderthalb Stunden Bahnfahrt mit viel Vergnügen, Verhören, Rätseln und Spekulationen ist der „Mord im Saxonia-Express“ aufgeklärt - wenngleich nicht alle Zuginsassen am Mittwochabend mit ihrer Beweisführung richtig liegen.

Sowohl auf dem Weg in die Messestadt als auch auf dem Rückweg nach Dresden wurde „Mord im Saxonia-Express“ gegeben.
Sowohl auf dem Weg in die Messestadt als auch auf dem Rückweg nach Dresden wurde „Mord im Saxonia-Express“ gegeben. © dpa
Etwa 150 Zuschauer hatte das Spektakel.
Etwa 150 Zuschauer hatte das Spektakel. © dpa
Ob es eine Wiederholung gibt, ist derzeit offen.
Ob es eine Wiederholung gibt, ist derzeit offen. © dpa

Wie kam die Waffe in den Zug voller Mafiosi, waren doch alle Mitfahrer peinlich genau kontrolliert worden? Welche Rolle spielt der Verkauf des Casinos? Wie hoch ist die Summe im Geldkoffer? Don Pedro, Marta Martini und Lorenzo San Remo sowie weitere fünf Mafiabosse lieferten den Reisenden Tipps zur Aufklärung des mysteriösen Verbrechens. Auf des Rätsels Lösung mussten die dann aber per Tatortbesichtigung und peinlich genauer Befragung selbst kommen. Wer sich nur unterhalten lassen wollte, war fehl am Platz. Die Schauspieler von „Krimi total“ aus Dresden lieferten nur Anhaltspunkte - der Rest war Schweigen.

„Die meisten Leute haben richtig mitgemacht“

„Genial“, urteilten die Schwestern Stefanie und Katharina Breitkopf, die sich aktiv an der Suche nach dem Mörder beteiligt hatten. „Wir lagen zwar mit unserem Tipp nicht richtig, aber es hat Spaß gemacht“, meinten sie zu dem Spektakel in der Bahn zwischen Dresden und Leipzig. Auch Schauspieler Peter Anders alias Lorenzo San Remo war nach dem improvisierten Premieren-Spektakel zufrieden, das sich leicht an Agatha Christies „Mord im Orient-Express“ mit Ermittler Hercule Poirot anlehnte. „Die meisten Leute haben richtig mitgemacht und hatten Vergnügen.“

Organisiert hatte die Zugfahrt die Deutsche Bahn. Auf dem Weg nach Leipzig waren 90 Fahrgäste dabei, auf dem Rückweg nach Dresden nochmal 60. „Der Abend war ein gelungenes Experiment“, sagte Sprecher Gerald Bocher aus Dresden. Vergleichbare Aktionen habe es bei der Bahn bislang nicht gegeben. Offen ist allerdings, ob es eine Wiederholung vom „Mord im Saxonia-Express“ gibt. „Vielleicht“, sagte Bocher, „wenn nächstes Jahr das 175-jährige Bestehen der ersten deutschen Fernbahnlinie Dresden-Leipzig begangen wird.“ (dpa)